NLB, 2.Timotheus 3:16,17

16Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren, was wahr ist, und uns erkennen lassen, wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun. 17Durch die Schrift bereitet Gott uns umfassend vor und rüstet uns aus für alles, was wir nach seinem Willen tun sollen.

 

 

 

 

 

Fehlinterpretationen von Bibeltexten könnten vermieden werden, würde man auf die Regeln der Bibel selbst achten. Die oberste Regel, welche für ein gutes Verständnis der Bibel und das Vermeiden von Fehlinterpretationen erforderlich ist, wird in 2.Timotheus 3:16,17 aufgeführt, wo unter anderem gesagt wird, dass die ganze Schrift von Gott stammt.

 

Dies bedeutet logischerweise, dass sie sich nicht widersprechen kann. Ansonsten würde das heissen, dass Gott sich selbst widersprechen würde. Eine solche Schlussfolgerung wiederum, würde die Souveränität Gottes in Frage stellen. Die Bibel muss also unbedingt als ein ganzes, zusammenhängendes Werk betrachtet werden.

Folglich kann es nicht erstrebenswert sein, einzelne Schriftstellen aus dem Zusammenhang zu reissen, um sie für die Bekräftigung eigener Ansichten zu zitieren. Eine Lehre lässt sich nur dann durch die Bibel bestätigen, wenn sie von der ganzen Schrift gestützt wird. Es ist nicht möglich, dass sich verschiedene Passagen widersprechen.

 

Zum Begriff „Lehre“ muss an dieser Stelle noch etwas Wichtiges ergänzt werden. Grundsätzlich darf keine christliche Glaubensgemeinschaft von "ihren" Lehren sprechen. Die Bibel spricht von den Lehren Gottes, welche unser Herr Jesus Christus im Auftrage seines Vaters des Allmächtigen, Jahwe, die Menschen lehrte. Eine Glaubensgemeinschaft kann nur ihre Erkenntnisse bezüglich dieser Lehren mit anderen teilen.

 

 

 

 

Der erste Teil von 2.Timotheus 3:16 gibt uns auch einen ersten Hinweis, um zu verstehen, wieso die sprachlichen Aspekte immer als zweitrangig zu betrachten sind.

Worauf muss aus sprachlichen Gründen bezüglich der Genauigkeit einer Übersetzung unter anderem geachtet werden?

 

Um dem Sinn des ursprünglichen Textes treu bleiben zu können, darf die Wortwahl vielmals nicht eins zu eins von dessen Sprache in die zu übersetzen gewünschte Sprache übertragen werden.

Ein und dasselbe hebräische oder griechische Wort kann im Englischen, Deutschen usw. verschiedene Bedeutungen haben, das gleiche Prinzip gilt auch im umgekehrten Fall.

 

Sprachlich gesehen gibt es also einen gewissen Spielraum für die Wortwahl. Für die korrekte Übersetzung der im Urtext vorhandenen Begriffe muss folglich unbedingt auf den Kontext, den Zusammenhang, der ganzen Schrift Bezug genommen werden.

 

 

Nehmen wir doch den ersten Teil dieses fürs Bibelstudium wegweisenden Textes, 2.Timotheus 3:16,17 gleich als Beispiel, um dies zu erläutern.

 

Die ganze Schrift“

Alle Schrift ist von Gott eingegeben... (EB)
Denn jede Schrift, die von Gottes Geist eingegeben wurde... (GNB)
Denn die ganze Heilige Schrift ist von Gott eingegeben... (Hfa)
Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben... (NLB)
Denn alle Schrift, von Gott eingegeben,... (LB)
Alle Schrift ist von Gott eingegeben... (SB)
Jede von Gottes Geist eingegebene Schrift... (ME)
Jede von Gott eingegebene Schrift... (ZB)
Jede von Gott eingegebene Schrift... (EÜ)
Die ganze Schrift ist von Gottes Geist gegeben und von ihm erfüllt... (NeÜ)
Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert... (NWÜ)

πᾶσα   γραφὴ        θεόπνευστος...
pasa   graphee     theopneustos...
all      scripture    god breathed... (WH.IT)

 

 

Könnte man jedes Wort einer Sprache mit nur einem Wort in einer anderen Sprache wiedergeben, wäre nur eine der verschiedenen Varianten dieses Textes richtig. Tatsächlich aber ist keine dieser Varianten falsch übersetzt.

Es gibt mehrere Möglichkeiten der Übersetzung, welche sprachlich richtig sind und auch dem Sinn entsprechen. Für das griechische Wort theopneustos“ beispielsweise kann auch „von Gott eingehaucht oder geflüstert“ verwendet werden. Das in „theopneustos“ enthaltene Wort „pneuma“ kann unter anderem mit Hauch, Wind, Atem oder Geist wiedergegeben werden.

 

 

 

 

Der Kontext hat stets oberste Priorität, er muss in jedem Fall an erster Stelle stehen, das heisst vor all den trügerischen, grammatikalisch fundierten, Wissenschaften beachtet werden.

 

Wenn man berücksichtigt, wie schnell sich die Sprache wandelt oder welche unterschiedlichen Begriffsbestimmungen es allein schon unter den einzelnen Dialekten von ein und derselben Sprache gibt, erkennt man wie gering die Beweiskraft einer auf Grammatik aufgebauten Theorie ist, wo verschiedene Sprachen und eine Zeitspanne von Tausenden von Jahren als Faktoren eine Rolle spielen.

 

Da wo verschiedene Begriffe dem Sinn nach unterschiedlich verstanden werden können, zeigt sich dann die Wichtigkeit des Zusammenhangs. Kommen wir noch einmal auf unser Beispiel zurück, 2.Timotheus 3:16:

 

Die Varianten „alle Schrift“ und „die ganze Schrift“ verdeutlichen den Gedanken, dass der Bibelkanon eine zusammenhängende Botschaft enthält, während die Aussage „jede Schrift“ die Option der gegenseitigen Unabhängigkeit der einzelnen Bibelbücher nicht ausschliesst.

Dass diese Schlussfolgerung aber nicht in Frage kommen würde, zeigt der Kontext des Wortes Gottes in zahlreichen Beispielen immer wieder.

 

Der Bibelkontext lässt einen ausserdem erkennen, welche Textabschnitte wörtlich zu verstehen sind und welche eine sinnbildliche Bedeutung haben.

 

Wer sich mit dem Kontext der ganzen Schrift vertraut macht, schafft sich eine wertvolle Basis zum Verständnis. Er wird erkennen, dass sich einzelne Passagen nicht nur niemals widersprechen, sondern sich immer wieder gegenseitig bestätigen und ergänzen.

Wer dies erkannt hat, wird keine falschen Schlüsse ziehen, egal aus welcher Übersetzung er liest.

 

Grammatikspielereien können die Beweiskraft des Bibelkontextes niemals antasten, die Bibel ist so geschrieben worden, dass nicht nur Sprachgelehrte sie verstehen können.

Während Sprachgelehrte immer wieder sich selbst und andere mit ihren auf Grammatik basierenden Theorien in die Irre führen, können einfache Freunde der Wahrheit den Kontext, den Zusammenhang erkennen.

 

ME, Matthäus 11:25,26

Zu jener Zeit hob Jesus an und sagte: »Ich preise dich (oder: danke dir), Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen (oder: Gelehrten) und Klugen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast; 26ja, Vater, denn so ist es dir wohlgefällig gewesen!

 

 

Manche Übersetzungen enthalten diverse Fehler, weil ihre Übersetzer nicht auf den Kontext achteten, während sie ihre Arbeit machten.

Andererseits nutzten sie den zur Verfügung stehenden sprachlichen Spielraum womöglich auch bewusst, um den Text an alte Überlieferungen anzupassen.

 

Da diese Fehler aber im Widerspruch zum Kontext stehen, können sie auch ohne Theologie-studium erkannt werden. Keine der Übersetzungen meiner Auswahl weist so viele Fehler auf, dass diese den Kontext unerkennbar machen könnten.

 

 

 

 

Die Grundlage zur Erkenntnis des Bibelkontextes bilden jene Schriftstellen, bei denen es keinen Spielraum zur Übersetzung gibt. Sie sind in allen Bibeln sprachlich praktisch identisch übersetzt worden; sie vermitteln also die gleiche Botschaft. Man findet sie durch Vergleichen verschiedener Übersetzungen.

 

Als Beispiel nehmen wir Matthäus 24:36:

 

EB : Von jenem Tage aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel der Himmel, auch nicht der Sohn, sondern der Vater allein.

 

GNB: Doch den Tag und die Stunde, wann das Ende da ist, kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel – nicht einmal der Sohn. Nur der Vater kennt sie.

 

Hfa : Niemand weiß, wann das Ende kommen wird, weder die Engel im Himmel noch der Sohn. Den Tag und die Stunde kennt nur der Vater.

 

NLB : Niemand kennt den Tag oder die Stunde, in der diese Dinge geschehen werden, nicht einmal die Engel im Himmel, und auch nicht der Sohn. Nur der Vater weiß es.

 

LB : Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.

 

SB : Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein mein Vater.

 

ME : Von jenem Tage aber und von jener Stunde hat niemand Kenntnis, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern ganz allein der Vater.

 

ZB : Jenen Tag aber und jene Stunde kennt niemand, die Engel im Himmel nicht, der Sohn nicht, nur der Vater.

 

: Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

 

NeÜ : Doch Tag und Stunde von diesen Ereignissen weiß niemand, nicht einmal die Engel im Himmel; nur der Vater weiß es." [*]

 

NWÜ : Von jenem Tag und jener Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel der Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater.

 

NA.IÜ : Aber über jenen Tag und (jene) Stunde niemand weiß , auch nicht die Engel der Himmel, auch nicht der Sohn, wenn nicht der Vater allein.

 

[*] Keine Regel ohne Ausnahme!!! Der Übersetzer der NeÜ versucht als Einziger, sogar zwei von diesen Stellen an seine vorgefasste Meinung anzupassen, bei welchen es eigentlich keinen sprachlichen Spielraum gibt, (Matthäus 24: 36 / Römer 15:5,6). Deren Sinn verfälschen kann er damit allerdings nicht, man erkennt aber deutlich seine Absicht. Durch den Vergleich mit einer Interlinearübersetzung des Grundtextes sind seine Fehler sofort ersichtlich. (Siehe dazu auch: Wissenswertes über die Bibel / Was ist eine Bibelfälschung?)

 

 

Verschiedene Bibeln zu vergleichen macht es grundsätzlich leichter, den Sinn zu erfassen; manche Passagen sind hier verständlicher geschrieben, andere dort.

Schriftstellen, welche nicht in allen Übersetzungen dieselbe Botschaft übermitteln, müssen mit Hilfe des Kontextes überprüft werden, um herauszufinden, welche Variante die korrekte ist.

 

 

Auf diese Weise kann jeder, der aufrichtigen Herzens ist, die echte Wahrheit erkennen, die uns Jahwe, unser Gott, durch die Bibel offenbart.