In den Evangelien warnt Jesus seine Jünger vor der Gehenna. Offensichtlich wollte er, dass diese Warnung ernst genommen wird. Aber meinte er mit Gehenna eine Hölle, wo Menschen ewig im Feuer gequält werden?

 

Jene, die an die Lehre vom Höllenfeuer glauben, verweisen mitunter auf die oben zitierten Worte Jesu in Markus 9:48 (beziehungsweise Vers44 oder 46). Sie behaupten, Jesu Aussage würde die Ansicht stützen, dass die Seelen der Bösen nach dem Tod ewig leiden. Sie erklären, dass der Wurm, der nicht stirbt, für die ewige Seelenpein steht und das Feuer, das nicht erlischt, für die körperlichen Qualen derer, die sich in der "Hölle" befinden.

 

Jeder aber, der weiss, dass der wahre Gott liebevoll und gerecht ist, müsste zumindest eines erkennen, nämlich wie die Worte unseres Herrn Jesus Christus nicht gemeint sein können. Betrachten wir diesbezüglich eine Aussage seines Vaters, des allein wahren Gottes: ...Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen... (SB, Hesekiel 33:11)

 

Wenn Jahwe also schon am Tod des Gottlosen kein Gefallen hat, warum sollte er dann diesen bis in alle Ewigkeit mit unvorstellbarer Grausamkeit quälen lassen? Dann müsste er ja dessen Todesqualen auch noch bis in alle Ewigkeit mit ansehen. Hesekiels Worte stehen im krassen Gegensatz, sowohl zur islamistischen Vorstellung vom sadistischen Gott (Der Koran, nach Abdelkaaba Abdallah Abu-Bekr, 4. Sura von denWeibern, Vers 59: Wahrlich, diejenigen, die unsere Verse verleugnen, werden wir im Fegefeuer braten lassen; sooft ihre Haut gar wird, umwechseln wir sie auf eine andere Haut, auf dass sie die Pein Kosten. Wahrlich Gott ist allmächtig und allweise.) wie auch zur pseudochristlichen Vorstellung von solch einem Ort der ewigen Qualen.

 

 

Wie sind Jesu Worte aus Markus 9:48 also wirklich zu verstehen?

Jesus meinte auf keinen Fall, dass die Gottlosen ewige Qualen erleiden werden, denn dadurch hätte er noch einer anderen biblischen Aussage widersprochen, welche in keiner der von mir verglichenen Übersetzungen von folgender Botschaft abweicht: „Die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts“ (LB, Prediger 9:5). Wenn die Toten nichts wissen, wie können sie leiden?

 

 

Wer die Worte Jesu aus Markus 9:48 mit dem letzten Vers der Prophezeiung Jesajas (Kapitel 66) vergleicht, wird schnell merken, dass Jesus mit seinen Worten auf diesen Vers anspielt.

 

ME, Jesaja 66:24

»Sie werden (oder: man wird) dann auch (aus der Stadt) hinausgehen und sich die Leichname der Menschen ansehen, die von mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen (vgl. Mk 9,44), und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch (= für jedermann).«

 

Jesaja vermittelt eindeutig ein Bild von Leichnamen und nicht von gequälten Menschen. Was nicht stirbt, das sind die Würmer — nicht Menschen und auch nicht unsterbliche Seelen. Jesus und seine Zuhörer wussten, dass sich diese Worte Jesajas auf Personen bezogen, die kein Begräbnis verdienten.

 

Gleich ausserhalb der Stadt Jerusalem, im Süden und Südwesten, liegt das Tal Hinnom. Zur Zeit der israelitischen Könige Asha und Manasse praktizierte man dort abscheuliche heidnische Kulthandlungen: Man opferte Kinder im Feuer.

Gott kündigte allen, die einen solchen Akt der falschen Anbetung verübten, die Vernichtung an. Das Hinnomtal sollte dann „Mordtal“ genannt werden. Dort würden „die Leichen dieses Volkes“ ohne Begräbnis liegen bleiben (, Jeremia 7:30-34).

Zur Zeit Jesu benutzten die Einwohner Jerusalems das Hinnomtal als Müllhalde. Ausserdem warfen sie die Leichen von Schwerverbrechern dorthin. Man unterhielt dort ein ständig brennendes Feuer, um den Abfall und die Leichen zu beseitigen.

 

Daher gebrauchte Jesus das Hinnomtal oder die Gehenna als treffenden Vergleich für einen Tod, aus dem es keine Auferstehung gibt. Er bekräftigte diesen Gedanken noch, als er von Gott sagte, dass er sowohl Seele wie Leib vernichten kann(in) der Gehenna!“ (MNT, Matthäus 10:28).

Die Gehenna symbolisiert somit den ewigen Tod, die vollständige Vernichtung aufgrund einer Verurteilung durch Gott. Im Gegensatz zum Totenreich (Scheol, Hades, Hölle), aus welchem es noch Rettung gibt, vernichtet Gott in der Gehenna auch die Seele, was eine Auferstehung ausschliesst.

Das Einzige, was bleibt, sind der Wurm und das Feuer — nicht der Mensch —, und beide zerstören alles, dessen sie habhaft werden, es gibt schlicht kein Entkommen. Daher handelt es sich in Markus 9:48 nicht um eine Beschreibung ewiger Qual, sondern um ein Sinnbild der vollständigen Vernichtung, also des endgültigen, des zweiten Todes.

 

Somit hat Gehenna eine ähnliche Bedeutung wie der Feuersee, der im Bibelbuch Offenbarung erwähnt wird. Beide stehen als Sinnbild für eine endgültige Vernichtung, bei der keine Auferstehung mehr möglich ist.

 

ME, Offenbarung 21:10-15

10und ihr Verführer, der Teufel, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, in welchem sich auch das Tier und der Lügenprophet befinden; dort werden sie bei Tag und bei Nacht in alle Ewigkeit gepeinigt werden. / ... / 14hierauf wurden der Tod und das Totenreich in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite (d.h. endgültige) Tod, nämlich der Feuersee; 15und wenn jemand nicht im Buch des Lebens verzeichnet gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.