Es gibt eine ganze Reihe von Schriftstellen, die in der NWÜ angeblich gefälscht worden sein sollen. Was dabei herauskommt, wenn man diese Vorwürfe überprüft, bezeugt allerdings in allen Fällen das Gegenteil.

Wie bei den "101 klaren Widersprüchen in der Bibel", auf welche die Islamisten so stolz sind, ist auch bei den meist trinitarisch motivierten Anschuldigungen gegen die NWÜ das Prinzip immer dasselbe:

 

In zahlreichen Bibelübersetzungen wird bei der Wiedergabe vieler Schriftstellen versucht, begründet mit einem Detail sprachlicher Natur, Ansichten zu rechtfertigen, deren Ursprung nicht in der Bibel zu finden ist und die im Widerspruch zum Kontext der Heiligen Schrift stehen.

Wenn nun eine Bibelübersetzung diese Stellen nicht gemäss den falschen Vorstellungen solcher Leute wiedergibt, sprechen diese immer gleich von einer "Bibelfälschung". Ein gutes Beispiel hierfür ist Johannes 17:3 in der NWÜ.

 

NWÜ, Johannes 17:3

Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.

 

 

Hier haben die Vorwürfe wegen "Bibelfälschung" allerdings kein direkt trinitarisches Motiv, denn dass der Sohn (Jesus Christus) den Vater (Jahwe), zu dem er hier betet, als den allein wahren oder einzigen Gott bezeichnet, kann nicht geleugnet werden. Dies steht in jeder Bibel so zu lesen.

 

Meist sind es jedoch jene, die an die Dreieinigkeit glauben, die sich auch an der Formulierung fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen stören, denn diese widerspricht einem weiteren Irrglauben solcher Leute.

Sie glauben an eine plötzliche Erleuchtung, meist nach einem übernatürlichen Erlebnis, bei dem sich Gott ihnen geoffenbart hat. Von dem Zeitpunkt an haben sie ihn erkannt und somit das Ewige Leben auf sicher, egal was sie im Weiteren noch tun. Ausserdem können sie seitdem seine Stimme hören, prophezeien und/oder Wunderheilungen bewirken. (Siehe hierzu: Wunder und Prophezeiungen / Behauptungen)

 

 

Bei den meisten Übersetzungen wird in Johannes 17:3 die Grundform des Verbs γινώσκω / ginosko (erkennen) benutzt. Auf diese Weise wird die falsche Vorstellung von der plötzlichen Erleuchtung nicht ausgeschlossen.

Wie jedoch die Heilige Schrift beispielsweise in 2.Mose 6:2-8 eindeutig erkennen lässt, war es sogar jenen nicht möglich Gott vollständig zu erkennen, mit denen er tatsächlich und über eine längere Zeit kommunizierte, durch seine Engel. (Siehe hierzu: Der Gottesname / Bedeutung)

 

Dies wird in Johannes 17:3 auch aus sprachlicher Sicht bestätigt: „γινώσκωσί / ginoskosi“ ist die 3. Person Plural, im aktiven Konjunktiv Präsens.

 

Um hier urteilen zu können, ist es von Vorteil sich über die Eigenschaften der griechischen Grammatik zu informieren. Eine gute Möglichkeit hierfür bietet das Lehrbuch der TVG, Bibel-Griechisch leicht gemacht, aus welchem ich nun zitiere:

 

Anders als im Deutschen bezeichnet der Konjunktiv im Griechischen nicht die Möglichkeit, sondern wird besonders für etwas gebraucht, was man will oder soll (Modus des Wollens und Sollens)“ (s.85)

 

Die Tempusstämme haben im Griechischen - außer beim Futur – keine Zeitbedeutung, sondern grundsätzlich Aspektbedeutung.

Aspekt meint die subiektive "Betrachtungsweise", also die Art, wie der Sprechende die Verwirklichung des Verbinhalts verstanden haben will; zum Beispiel: a) als etwas Andauerndes (durativer Aspekt im Präsensstamm)... ...Der Präsensstamm (einschliesslich Imperfekt) hat einen durativen bzw. Linearen Aspekt. Das Präsens drückt die Dauer bzw. Den Verlauf einer Handlung aus.“ (s.288)

 

 

Die Wiedergabe von Johannes 17:3 in der NWÜ ist also nicht nur in Bezug auf den Kontext, sondern auch aus sprachlicher Sicht alles andere als eine Fälschung, im Gegenteil, sie zeugt vom korrekten Verständnis der Zeitform des Verbs erkennen.

Es steht in einer Präsensform, die eine Fortdauer ausdrückt, statt im einfachen Präsens und könnte daher auch mit kennenlernen übersetzt werden, womit ebenfalls eine fortdauernde Tätigkeit ausgedrückt würde.

 

Nicht einmal einen Menschen kann man in einem einzigen, kurzen Moment kennenlernen.

Den allein wahren Gott kennenzulernen ist erst recht ein unaufhörlicher Prozess, wie es die Übersetzungsweise der NWÜ in Übereinstimmung mit dem Kontext verdeutlicht.

 

Auch Paulus, dem der Sohn Gottes erschienen ist und der danach von Gott, durch Hananias, mit Heiligem Geist erfüllt wurde, kannte Gott dadurch nicht auf diese Weise, wie es diese "Erleuchteten" von sich behaupten. Später schrieb Paulus in seinem Brief an die Römer:

 

EÜ, Römer 11:33-35

O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! 34Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? 35Wer hat ihm etwas gegeben, sodass Gott ihm etwas zurückgeben müsste?

 

Ja, über den allein wahren Gott, Jahwe, und seinen Sohn, Jesus Christus, Erkenntnis in sich aufzunehmen ist ein Prozess, der nie aufhören sollte.

 

 

 

Betrachten wir nun noch ein Beispiel, wo die Übersetzer der NWÜ den Kontext der Heiligen Schrift gerade dadurch verdeutlichen, dass sie die Wortwahl nicht eins zu eins aus dem Grundtext übernommen haben:

 

NWÜ, Apostelgeschichte 3:15

wogegen ihr den Hauptvermittler des Lebens getötet habt. Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt, von welcher Tatsache wir Zeugen sind.

 

In den meisten anderen Übersetzungen wird ἀρχηγὸν / archegon mit Urheber oder Fürstwiedergegeben. In den Wörterbüchern zum Neuen Testament sind auch die Begriffe Führer, Anführer, Begründer, Herrscher und Anfängerzu finden.

 

Diese Begriffe verfügen jedoch alle nur über eine dem Kontext gegenüber als relativ zu bezeichnende Aussagekraft und können zudem aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit Anlass zu Trugschlüssen geben.

 

Betrachten wir als Beispiel den Begriff Urheber, dieser hat folgende Bedeutungen:

a) derjenige, der etwas bewirkt oder veranlasst hat... b) (besonders Rechtssprache) Schöpfer eines Werkes... (Duden CD-ROM, Das grosse Wörterbuch)

 

Die erste Bedeutung kann je nach Auslegungsweise mit dem Kontext übereinstimmen; Jesus Christus ist derjenige, der durch seinen Opfertod bewirkt hat, dass die Menschheit eine zweite Chance auf ewiges Leben hat, indem er sein Blut für uns vergossen hat.

Die zweite Bedeutung dagegen wäre eindeutig ein Trugschluss, denn der Schöpfer des Lebens ist Jahwe. Alles wurde von ihm, dem Vater, erschaffen, einschliesslich seines Sohnes, Jesus Christus, durch den er alles andere erschuf.

 

Beim Übersetzen der Hfa beispielsweise wurde eindeutig der falsche Schluss gezogen:

 

Hfa, Apostelgeschichte 3:15

Ihr habt den getötet, von dem alles Leben kommt. Aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Das können wir bezeugen.

 

 

Wie könnte man diese Stelle nun übersetzen, wenn man jegliche Trugschlüsse ausschliessen will? In der GNB findet man eine gute Lösung:

 

GNB, Apostelgeschichte 3:15

So habt ihr den, der euch das Leben bringen sollte, getötet. Doch Gott hat ihn vom Tod auferweckt; dafür sind wir Zeugen.

 

Durch diese Formulierung wird der Kontext richtig zur Geltung gebracht und die falschen Schlüsse von vornherein ausgeschlossen. Jesus ist der Vermittler des Lebens, nicht der Schöpfer selbst.

Der Begriff Hauptvermittlerbringt den Kontext der Heiligen Schrift sogar noch besser zum Ausdruck, denn der Leser wird zusätzlich darüber informiert, dass jeder, der die Botschaft Jesu Christi weiter verkündet, sich an der Vermittlung des Lebens beteiligt.

 

EÜ, Johannes 4:14

wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.

 

 

 

Zu zahlreichen weiteren Stellen in der NWÜ gibt es ebenfalls solche Vorwürfe von wegen "Bibelfälschung", sie alle zu erklären würde den Umfang dieses Blogs sprengen. Das Prinzip, auf welchem diese Anschuldigungen aufgebaut sind, sollte für Wahrheitsliebende anhand der bereits aufgeführten Beispiele klar ersichtlich sein.

 

 

Die wichtigsten Stellen habe ich unter den entsprechenden Themen bereits unter die Lupe genommen und durch den Kontext der Heiligen Schrift das Gegenteil bewiesen:

 

Johannes 1:1 / Johannes 14:14 / Apostelgeschichte 7:59,60 / Apostelgeschichte 20:28 / Römer 9:5 / Philipper 2:5,6 / Kolosser 2:9 / Titus 2:13 / Hebräer 1:6 / Hebräer 1:8 / 1.Johannes 5:20 (Siehe unter: Dreieinigkeit – Jesus ist Gott? / Schriftstellen / Scheinbar dafür durch tendenziöse Übersetzung)

 

1. Mose 1:2 (Siehe unter: Der Heilige Geist / Der Geist Gottes als physisch wirksame Kraft)

 

Lukas 23,43 (Siehe unter: Das Paradies / Behauptungen)

 

Matthäus 25:46 (Siehe unter: Hölle und Unsterblichkeit / Das Feuer ist symbolisch)